Barmherzigkeit

Die „Losungen“ der Herrenhuther Brüdergemeine sind ein sehr beliebtes Büchlein, das für jeden Tag einen Vers aus dem Alten und Neuen Testament bereit hat. Dazu gibt es Wochen- und Montassprüche und einen Vers, der das ganze Jahr unter ein Motto stellt. In diesem Jahr ist das der Vers: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36) Diese Aufforderung richtet sich an die Kinder Gottes, die in dieser Welt leben. Denn sie kennen ja das Beispiel Gottes. weiterlesen…

Was ist das eigentlich: Barmherzigkeit? Es ist die aus der Liebe entspringende Herzenshaltung, aus der die Gnade kommt. Gott liebt die Menschen, aber er liebt nicht, was sie tun. Aber weil er nicht will, dass auch nur ein Mensch verloren geht – also nicht das ewige Leben in der Gegenwart Gottes bekommt – hat er einen Weg gefunden, wie das gelingen kann. Indem er selbst in Jesus Christus Mensch wurde und sein Leben hingab, bezahlte er die Strafe, die auf die Sünde steht: eben der Tod. Jeder, der an Jesus Christus glaubt und diesen stellvertretenden Tod für sich annimmt, also bekennt, dass er ein Sünder ist und vom falschen Weg umkehrt, der „wird leben und nicht sterben, auch wenn er stirbt“
Barmherzigkeit ist kein Zeichen von Schwäche, nach dem Motto: Ich will mal nicht so sein…“, sondern kommt aus der Position von Stärke und Macht. Gottes Heiligkeit und Sünde passen nicht zusammen. Niemals. Und wir Menschen können uns noch so anstrengen, das macht uns nicht besser vor Gott. Müssen wir auch nicht sein, weil er uns ja in seiner Barmherzigkeit vergibt, wenn wir bereuen und umkehren von unseren menschlichen Wegen. Da gilt auch der Teil des „Vater unser“, in dem wir beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“ Da ist unsere Barmherzigkeit untereinander gefragt. Das ist eine Herzenssache. Sonst sind wir durch Nichtvergeben immer an den Schuldiger gebunden. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „bitteren Wurzel“. Aus dieser kann dann wieder nur Bitterkeit kommen, aber keine Barmherzigkeit. Aber diese Fähigkeit können wir uns im Gebet von Gott schenken lassen. Reden Sie mit Ihrem himmlischen Vater. Selbst wenn Sie ihn noch nicht so nennen, kommt er Ihnen in Jesus entgegen. Dies Angebot gilt allen Menschen.

(Wolfgang Barth)